Land & Environmental Art
Dt. für: Landschafts- und Umweltkunst. Kunst, die in und mit der Natur entsteht, und teils auch in dieser präsentiert wird. Vorläufer sind die Earth Art (60er Jahre), Land Art (70er Jahre) und die Eco Art (seit Ende 60er Jahre). Zentrale Themen sind die Natur im Allgemeinen, Biodiversität, Klima und Nachhaltigkeit. Die Projekte widmen sich ökologischen, politischen, sozialen und systemischen Anliegen, sie sind meist ortsspezifisch und haben sich von skulpturalen hin zu prozessualen, konzeptionellen und transdisziplinären Formen weiterentwickelt.
Agnes Denes: Wheatfield – A Confrontation: Battery Park Landfill Manhattan NY (1982)
Was ist Land Art? In den 1960er und 70er Jahren entstanden neue künstlerische Praktiken, die sich der natürlichen Landschaft zuwandten. Sie wurden erst Earthworks und Earth Art, dann Land Art genannt. Sie waren außerhalb der Mainstream-Kunst und deren Institutionen verortet und stellten die Ideen, die mit der Kunstproduktion, deren Ort und mit ästhetischen Kategorien verbunden waren in Frage.
Robert Smithson: Spiral Jetty, 1970 (Great Salt Lake, Utah)
Land Art war zunächst ein amerikanisches Phänomen. Künstler wie Michael Heizer, Nancy Holt, Robert Smithson und Walther De Maria waren die ersten Protagonisten dieser Kunstgattung. Erst später verbreitete sie sich auch in Großbritannien und Kontinentaleuropa. Land-Art-KünstlerInnen wandten sich dem Medium der Landschaft zu und von der traditionellen Malerei oder Bildhauerei ab. Sie ersetzten die Leinwand mit Erde und nutzten Raupenfahrzeuge und Bulldozer als ihre künstlerischen Werkzeuge. Im Gegensatz zu ihren direkten Vorläufern, der Arte Povera und der Minimal Art, bevorzugte Land Art den natürlichen Raum und nicht die herkömmliche Galerie oder Museum für ihre Kunst. Diese frühen Kunstwerke – Gräben, Hügel, Felsen und Ausgrabungen – erforderten einen offenen Raum und ein Verständnis für Größenverhältnisse, was beides in der Stadt nicht zu erreichen war.
Richard Long: Sculpture, England, 1968
Land-Art-Künstler verstanden sich als Entdecker und so wurden die abgelegenen, weiten Landschaften die ersten Orte für Land Art. Sie stellten die etablierte Wahrnehmung von Ort, Objekthaftigkeit, Dichte, Masse und Größenordnung in Frage. Sowohl historische als auch aktuelle Land Art fordert das Verständnis von Landschaft heraus, nicht nur was die Materialität der Erde, sondern auch was die Physiologie und Psychologie des Zuschauers betrifft – als Betrachter und Teilnehmer.
Literatur:
– AMO/Rem Koolhaas: Countryside A Report, Guggenheim Taschen, 2020
– Andrea Brown: Art & Ecology Now, Thames & Hudson, 2014
– T.J. Demos, Emily Eliza Scott, Subhankar Banerjee (Ed.): The Routledge Companion to Contemporary Art, Visual Culture, and Climate Change, Routledge, 2021
– Barnaby Drabble (Ed.): Along Ecological Lines. Contemporary Art and climate crisis, Gaia Project Press, 2019
– Earth Beats (Ausstellungskatalog), Kunsthaus Zürich, 2021
– Maja and Reuben Fowkes (Ed.): Art and Climate Change (World of Art), Thames and Hudson, 2022
– Johannes M. Hedinger / Hanna Hölling (Ed.): LANDSCAPE #1. Institute for Land and Environmental Art, Vexer Verlag St.Gallen/Berlin, 2020
– Jeffrey Kastner, Brian Wallis: Land and Environmental Art. Phaidon, Boston, 1998.
– Philipp Kaiser, Miwon Kwon: Ends of the Earth: Land Art to 1974, Prestel München, 2012.
– Anne Kersten: Kunst und Landwirtschaft: Realitätsbezüge in der Gegenwartskunst. Transcript, 2021
– Bruno Latour / Peter Weibel (Ed.): Critical Zones: The Science and Politics of Landing on Earth, MIT Press 2020
– Lucy R. Lippard: Undermining, The New Press, 2014
– Timothy Morton: All Art is Ecological, Green Ideas, Penguin Books, 2021
– Thomas Oberender (Ed.): Down to Earth. Entwürfe für eine Kultur der Nachhaltigkeit, Spector Books, 2021
– Myvillages (Ed.): The Rural, Documents of Contemporary Art, MIT Press, 2019
Com&Com: Bergkanzel, Art Safiental 2016